Chronik Männerchor Rottluff 1839 e.V. von seiner Gründung bis 1913 …
Im Jahr 1839 hat der in Rottluff unterrichtende Lehrer, Gottlieb Körner mit 25 Personen einen Gesangsverein ins Leben gerufen. Schon im Jahr 1840 gab es ein so genanntes feierliches Ansingen, dieses fand unter Leitung des Neustädter Lehrers Hermann Würfel statt. Unter anderem kam das Lied, „Herz lass dich nicht zerspalten“ zur Aufführung.
Von 1843 bis 1847 wurde zwar ständig geübt, Vereinshöhepunkte sind aber nicht überliefert.
Als aber 1848 die allgemeine Volksbewaffnung eingeführt wurde, war auch unser Verein betroffen. Dem Lehrer Herrn Eckert gelang im Dezember 1848 mit 24 Sängern die Aktivierung der Vereinstätigkeit. Als erstes wurde das Lied „Feinde ringsum“ gelernt und gesungen. Ab etwa 1852 kam es wieder zu einer passiveren Zeit im Vereinsleben. Zum Zweck der Vereinserhaltung wurde ein Statutenanhang formuliert und ein Lesezirkel mit dem Gesangsverein verschmolzen. Herr Lohse, ebenfalls Lehrer, sah von weiterer Dirigentschaft ab und für den Verein trat eine neue Bewährungsprobe ein.
Ab 1855 wurde wöchentlich wechselnd bei den Sängern zu Hause geprobt. Die Geselligkeit kam lt. Aufzeichnungen nie zu kurz. Ab 1856 fanden nur noch gelegentliche Treffen statt, das Vereinseigentum wurde in der Rottluffer Schule eingelagert. Der Verein wurde nicht aufgelöst, denn man traf sich, allerdings nur unregelmäßig. Im Jahr 1862 begann unter Federführung von Moritz Müller die Wiederbelebung, jedoch wurde Herr Müller bald darauf in den Staatsdienst berufen. 1865 hat der Annaberger Lehrer Gustav Cullmann sein Amt an der Rottluffer Schule angetreten. Er fand das hinterlegte Vereinseigentum und besuchte anhand der einstigen Mitgliederliste die Sänger persönlich. Nur 7 Ehemalige waren für die weitere Chorarbeit bereit, jedoch konnten 41 neue Sänger gewonnen werden. Es kam zur Reorganisation im Verein. 1865 und 1866 wurden Konzerte organisiert und Ständchen für Verstorbene gesungen.
Im Jahr 1867 nahm der Verein am Friedensfest teil, dieses fand im Gedenken an die Rottluffer Soldaten im österreichischen Krieg statt. 1869 übernahm der Lehrer Schönrich die musikalische Leitung des Vereins, unter seiner Regie kamen vier Konzerte zur Aufführung. Bereits 1870gab es den nächsten Wechsel. Herrmann Richter, ebenfalls Lehrer übernahm die Leitung. Kurze Zeit später kam es zum Zusammenschluss mit dem Niederrabensteiner Gesangsverein „Erholung“. Dieser wurde ursprünglich 1848 als „Singverein Niederrabenstein“ gegründet. Gemeinsam mit dem „Liederkranz“ aus Reichenbrand sangen sie im „Franz-Abt-Bund“. Alle drei Chöre sangen 1870 zunächst noch nicht vereinigt, im „Schützenhaus“ Grüna für die Frauen der Chormitglieder, welche in den Krieg gezogen waren. Im September 1871 nahm der Verein an der Pflanzung der Friedenseiche und dem Friedensfest teil.
Im Oktober 1872 wurde von Herrn Pastor Schierlitz (Rabenstein) das vom Gesangsverein gestiftete Kriegerdenkmal feierlich enthüllt. Unter Leitung von Herrn Richter gelangten ausgezeichnete Lieder großer Meister zur Aufführung. Der Männerchor Rottluff war fähig, mit reichlich vorhandenen Brudervereinen in den Wettbewerb zu treten. Unter Leitung von Richter nahmen unsere Sänger an den Fahnenweihen des Männerchors Niederrabenstein, des Gesangsvereins „Liederkranz“ Schloss – Chemnitz und des Militärvereins Rottluff teil. Herr Richter verletzte sich 1877 und der Verein war kurzzeitig ohne Dirigent. Der Emeritus Herr Heber nahm sich bis September 1877 der Leitung an, bis der Lehrer Ludwig als Dirigent die kurz währende Chorleitung übernahm. Bis 1881 war der Verein ohne musikalischen Leiter, jedoch fanden regelmäßig Treffen statt. Die geordnete Regelmäßigkeit erfolgte im selben Jahr wieder unter Anton Winkler, ab 1883 unter Herrn Ludwig. Für ganz kurze Zeit wurde zusätzlich auch als gemischter Chor gesungen.
Im Jahr 1884 wurde der Neubau der Rottluffer Schule mit einem Ständchen bedacht.
Im Jahr 1889 war große Begeisterung im Chor, das 50- jährige Jubiläum stand auf dem Programm. Dieses fand am 22. und 23 Juli statt. Höhepunkt war die Übergabe einer von den Frauen selbst gefertigten Fahne. Diese befindet sich noch heute in unserem Besitz. So wurde das Fest mit einer Fahnenweihe verbunden. Die Festrede hielt der Lehrer Ludwig. Zum Jubiläumskonzert waren 15 Chöre aktive Teilnehmer, weitere waren als Gäste anwesend.
Erklärtes Ziel an jenen Tagen war die Erreichung des 100-jährigen Jubiläums. Bis zu seinem Tod 1892 war Herr Mehnert Dirigent des Chors. Nachfolger wurde Herr Carl Arnold aus Rabenstein. Im Jahr 1893 wurde zur Aufbesserung der Vereinskasse der Zigarrenverkauf beschlossen, dieser wurde lange Zeit beibehalten. Singstunden fanden Mangels Sängern unregelmäßig statt.
Am 1. Osterfeiertag 1894 trafen sich die ältesten Vereinsmitglieder zu einer Krisensitzung. Das Chorleben erfuhr in Folge neuen Schwung und im Juli des gleichen Jahres war der Chor Gast zum 50-jährigen Geburtstag des Männerchors Reichenbrand. Im Folgejahr waren wir beim Stiftungsfest in Altendorf Gast.
In den Jahren 1895 und 1896 gab es bei vielen Vereinen Probleme, diese waren Differenzen zu den Aufsichtsbehörden und Steuerämtern geschuldet. Vereine erhielten keine Erlaubnis für Veranstaltungen und Feste, so Vereinsmitglieder Steuerschulden hatten. Von dieser Maßregelung war auch unser Verein betroffen. Ab 1896 fanden in kurzen Abständen Dirigentenwechsel statt, August Schulze aus Rabenstein, Lehrer Oswald aus Altendorf und Herr Jahn aus Altendorf. Für den Verein stand 1896 auch eine Vereinsfahrt mit Betriebsbesichtigung in die Chemnitzer Druckerei „Pinkenhahn & Sohn“ an. 1897 waren wir zu Jubelfeier 50 Jahre Männerchor Neustadt und 25 Jahre Kriegerverein Rottluff. Im September des Jahres fand ein Konzert für die vom Hagel schwer getroffenen Bewohner aus Krumhermersdorf statt. 1898 waren wir zur 60 Jahrfeier der „Liedertafel Gablenz“ und zum 60-jährigen Stiftungsfest.
Am 23. und 24. Juli war unsere 60-Jahrfeier. 16 Vereine sagten ihr Mitwirken zu. Festreden wurde durch Herrn Ludwig als Lehrer und Vertreter der Gastchöre gehalten. Zum Fest war auch der Mitbegründer des Chores, Herr Traugott Schindler, anwesend. Der Jubilar wurde mit seinem Porträt geehrt. Seinerseits bedankte er sich mit ergreifenden Worten und der Übergabe von 16 Gesangsbüchern. Wie damals üblich, wurde am Morgen der Feier der verstorbenen Mitglieder durch den Schmuck der Gräber gedacht. Im selben Jahr übernahm Herr Winter die musikalische Leitung, es folgten in kurzer Zeit öfters Dirigentenwechsel. Als guter Gesangsleiter wurde Herr Franz Riedel aus Neustadt gepriesen, er konnte nun verpflichtet werden und galt lange Zeit als die gute Seele des Vereins. Der Vereinsvorsitzende Bernhard Steuer wurde 1899 mit einer wertvollen Wanduhr für seine Aufopferung für den Verein geehrt. In diesem Jahr wurde auch das Vereinsvermögen mit einer Versicherungssumme von 1180,- Reichsmark versichert.
1900 gab es Differenzen zwischen dem Dirigenten Jahn und dem Verein. Grund war die Vergütungsforderung des Dirigenten, entgegen vorhandener Absprachen und bereits erhaltener Geschenke in Höhe von 100 Reichsmark. Man einigte sich auf die Übergabe weiterer Geschenke in Höhe von 50 Reichsmark.
Im Februar 1901 gründete der Verein eine Stiftung, sie führte den Namen „Jubiläumsstiftung“ und war Folge einer Geldzuwendung durch Herrn Otto Sillig. Durch weitere Spenden überschritt das Stiftungsvermögen 100 Reichsmark. Sie diente der Unterstützung bedürftiger Vereinsmitglieder und wurde einmal in Anspruch genommen.
Das 25-jährige Stiftungsfest „Arion“ Rabenstein wurde durch uns 1901 begleitet. Ein Jahr später feierten wir die Anschaffung eines Krankentransportwagens in Rabenstein, es wurden einige Lieder gesungen. 1904 beteiligten wir uns am 50-jährigen Kirchenjubiläum in Niederrabenstein. Ein Ball und Festrede waren Höhepunkt unserer 65-Jahrfeier. Im Jahr 1905 folgte das 25-jährige Jubiläum der „Liedertafel“ Altendorf sowie die Einweihung der Turnhalle Rottluff. Im Alter von 93 Jahren verstarb unser Gründungsmitglied Schindler im Januar 1906. Keine nennenswerten Aufzeichnungen gibt es von 1907 und dem Folgejahr.
1909, im Jahr des 70-jährigen Bestehens, gehörte der Verein keinem Dachverband an. Man feierte die 25. Geburtstage des Gesangsvereine „Lyra“ Siegmar sowie des Brudervereins „Fröhlichkeit“ Rottluff. In diese Zeit fallen mehrere Landpartien mit und ohne Anhang, die Organisation von Kinderfesten und die Teilnahme an mehreren Konzerten. Die Vielfalt der damals vorhandenen Chöre und Vereine wird an den teilnehmenden Vereinen zu unserer 70-Jahrfeier im Juli 1909 deutlich.
Es nahmen teil:
- MGV Chemnitz- Altendorf
- MGV „Fröhlichkeit“ Rottluff
- MGV Rabenstein
- MGV „Lyra“ Rabenstein
- MGV „Lyra“ Neustadt
- MGV „Liedertafel“ Siegmar
- MGV „Lyra“ Stelzendorf
- MGV Röhrsdorf
- MGV „Liederlust“ Schönau
- MGV „Harmonie“ Reichenbrand
- Liederkreis Rabenstein
- Liederkreis „Arion“ Rabenstein
- Doppelquartett Rabenstein
- Doppelquartett Neustadt
Das Fest war ein großer Erfolg. Der Chor erhielt wertvolle Geschenke. Das Abschlusslied aller Chöre mit reichlich 200 Sängern war Nestler`s „Die Heimat“. Mahnende Worte über die mangelnde Disziplin im eigenen Verein wurden vom Dirigenten Riedel ausgesprochen. In Vorbereitung der Weihnachtsfeier 1909 wurde beschlossen, dass jeder Sänger ein Geschenk im Wert von 40 Pfennigen mitzubringen hat. Diese wurden in einer Lotterie verteilt. Der 1. Vorstand dankte zur Weihnachtsfeier dem Mitglied Hermann Welker für ein Fass Bier, welches dieser dem Verein schenkte. Der Gruß „Treu unser Herz“ bestätigte den Dank aller Mitglieder. 1910 waren wir Gäste der Chöre „Liedertafel“ Altendorf, „Harmonie“ Mittelbach, Männergesangsverein Furth und „Lyra“ Pleisa. Als Geschenk wurde je ein Fahnennagel übergeben.
1911 konnte der Verein die ersten 100 Reichsmark auf ein eigenes Vereinskonto der Sparkasse einzahlen. 1912 fand ein Vereinsvergnügen für die aktiven Sänger mit ihren Frauen im Vereinslokal statt. Das Motto lautete „italienische Nacht“. Für alle Beteiligten gab es 2 Fass Bier, Kaffee und Kuchen auf Vereinskosten. Der Rechnungsbetrag belief sich auf 98,73 Reichsmark. Im selben Jahr führte eine Landpartie über Dittersdorf und Gelenau zu den Greifensteinen, eine weitere über Burgstädt zur Rochsburg und nach Glauchau. 1913 waren wir Gastgeber eines Konzerts in der „Wiesenburg“ Altendorf. Fünf weitere Chöre wurden eingeladen. Am Ende des Jahres 1913 konnten weitere 250 Reichsmark auf unser Konto gebucht werden.